Immer öfter lese ich in verschiedenen Facebookgruppen und Foren den Tipp, Angelwirbel zu verwenden, um verdrillte Fäden wieder aufzulösen. Die Dinger werden eigentlich – wie der Name es schon sagt – von Anglern beim Angeln genutzt, damit sich die Schnur nicht verheddert, wenn der Fisch am Haken hängt. Und dafür sind diese Dinger richtig gut! NUR DAFÜR!
Warum kann ich also Angelwirbel fürs Brettchenweben nicht leiden? Dazu gibt es viele Gründe.
…oder: Das Erfassen der Garn-, Faser- und Stoffsucht.
Es gab mal Zeiten, da verfolgte ich mit Staunen und Unverständnis, wie passionierte StrickerInnen und SpinnerInnen mit ihren Wollbergen von mehreren Kilogramm kämpfen und sich selbst eine „Diät“ verordneten. Die Zeiten sind schon etwas her (liegen aber noch in diesem Jahrtausend!) und inzwischen kann ich bei „Bergen“ von drei Kilogramm nur müde lächeln. Und inzwischen verstehe ich die Leute von damals und ihre Not.
Nach viel hin und her habe ich mich in diesem Frühjahr endlich an die Tegle-Stulpen gewagt. Mit Webkanten an beiden Enden und gemustertem Sprang sind diese Stulpen schon etwas anspruchsvoller und vor allem zeitaufwendig.
Das Keltentreffen in Frög – bisher immer zu weit weg und zeitlich für mich ungünstig gelegen. Aber in diesem Jahr sollte es endlich so weit sein. Zum 10. Keltentreffen im Juli wollten wir endlich auch mal dort dabei sein. Lange stand es auf der Kippe, ob es wirklich klappt. Statt eines gemütlichen Österreich-Urlaubs, den wir eigentlich mit dem Treffen verbinden wollten, hatte ich nur einige freie Tage für die Hin- und Rückreise ergattern können.
Aber es hat geklappt und trotz der langen Reise hat es sich vollends gelohnt. Wir hatten eine Fahrt durch eine beeindruckende Landschaft quer durch Österreich und ein wunderbares Treffen mit toller Orga und fantastischen Gästen. Wir haben sehr viele neue Leute kennengelernt und viele Leute endlich live getroffen. Allen voran die liebe Magali, mit der uns sonst nur enger Mail- und Facebook-Kontakt verbanden. Kurzum: ES WAR SUPER!
Wie schon in Rheinbrohl hatte ich mich entschieden, mich in Frög eher dem Sprang als dem Brettchenweben zu widmen. Dazu habe ich noch einige weitere Probestücke im Vorfeld angefertigt, um mehr präsentieren zu können. Überraschenderweise waren dann gar nicht so viele Brettchenweberinnen da (aber Brigitte war so fabelhaft, dass dies auch nicht notwendig war), dafür aber einige Italienerinnen, die sich ebenfalls mit Sprang beschäftigten. Leider kann ich kein Italienisch und so kamen Gespräche mit Händen, Füßen, Garn und Englischbrocken zustande.
Fazit: Nächstes Jahr gerne wieder mit mehr Urlaub drumrum und bis dahin werden hoffentlich ein paar Sätze Italienisch in meinem Hirn sein. Und auch der Sprang bekommt hier mal mehr Raum. Schließlich sollen noch ein paar Haarnetze her.
Ich reiche nun mal ein paar Veranstaltungsberichte nach, damit ihr seht, warum der Blog im Moment etwas zu kurz kommt.
Bereits im Juni war ich wieder zu Gast beim Handwerkertag im Freilichtlabor Lauresham, um das Brettchenweben vorzuführen.
Dieses Mal war ich – passend zum Handwerk – im Weberhaus untergebracht und noch schöner: meine bessere Hälfte war auch dabei, um mir etwas zur Hand zu gehen. Ein Wermutstropfen hatte das Wochenende dennoch: Leider mussten unsere „Mitbewohner“ des Weberhauses, Marled und Hans von Archäotechnik – textile Fläche, kurzfristig absagen, so dass wir alleine im Weberhaus waren. Leider bin ich nicht so bewandert im Weben am Gewichtwebstuhl, aber dennoch hatte ich mich mal an ein paar Reihen versucht. Und ich war froh, dass das geschulte Personal den Besuchern weiterhelfen konnte.
Natürlich musste an dem Wochenende auch was Passendes gewebt werden. Ich entschied mich für ein Muster aus dem 7. Jahrhundert: Eine Borte nach Fund aus Moos-Burgstall, Grab 8, die ich in der Arbeit von Ina Meissner „Untersuchungen an Goldtextilien des frühen Mittelalters“ entdeckt hatte. Bei dem Fund handelte es sich vermutlich um eine Vitta. Da ich meine „dicke“ Seide verwendet habe, ist das Band breiter als das Original.
Es war ein schönes Wochenende, bei dem ich aber froh war, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten, weil die starken Regenfälle, die Anfang Juni übers Land zogen, noch nicht ganz vorbei waren. Trotz des wechselhaften Wetters kamen viele interessierte Besucher.