Inventur

…oder: Das Erfassen der Garn-, Faser- und Stoffsucht.

Es gab mal Zeiten, da verfolgte ich mit Staunen und Unverständnis, wie passionierte StrickerInnen und SpinnerInnen mit ihren Wollbergen von mehreren Kilogramm kämpfen und sich selbst eine „Diät“ verordneten. Die Zeiten sind schon etwas her (liegen aber noch in diesem Jahrtausend!) und inzwischen kann ich bei „Bergen“ von drei Kilogramm nur müde lächeln. Und inzwischen verstehe ich die Leute von damals und ihre Not.

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Bald ist Umzug

Und schwups ist wieder ein Monat vorbei. Und trotz einer Woche Urlaub habe ich hier nichts geschrieben. Obwohl ich so einiges noch zu zeigen hätte. Grund dafür ist, dass der Blog bereits gesichert und gepackt ist für einen baldigen Umzug. Neiiiin! Nicht an eine neue Adresse, sondern wir wechseln lediglich den Anbieter. Und da ich mit diesem Anbieter – zumindest was meine Mobiltelefonie betrifft – schon einige technische Schwierigkeiten und dabei nicht viel Entgegenkommen erfahren hatte, bin ich auf Nummer sicher gegangen und hab mal ein Backup von allem hier gemacht (so viel ists ja nicht…).

Nur mal so in Kurzfassung, was ich eigentlich jetzt schon gerne detaillierter schreiben wöllte:

Im Urlaub habe ich endlich endlich mal die Rheinüberquerung geschafft – und bin ins Blüchermuseum in Kaub gegangen. Dabei konnte ich endlich auch die in Netztechnik gefertigte Offiziersschärpe ansehen. Eine solche habe ich bereits vor etlichen Jahren gesprangt und kann nun endlich mal einen Vergleich nach eigenen Fotos anstreben und nicht nur einer verschwommenen Aufnahme nach. Mein erstes Fazit: noch mehr Silber, noch feineres Silber. Aber handelt es sich auch um Sprang? Wie bei so vielen Textilien war das Teil schön drapiert, aber nicht schön zu fotografieren.

Schon Anfang September habe ich mich im Kurs von Marled an den Gewichtwebstuhl gewagt. Und einen kleinen aber feinen Lappen gefertigt. Kurz: Es war klasse! Und es wird noch das ein oder andere Bild geben.

Und als Ausblick: Am 8. Oktober wird wieder hier gewebt im Anfängerkurs – dieser ist aber bereits ausgebucht, weswegen ich auch nicht dafür werbe hier.

Die Saison hat begonnen

Ja, im Moment werden es wohl wirklich nur monatliche Reports, die ich hier schaffe. Nach drei Wochenenden mit Terminverpflichtungen nebst einer Dienstreise habe ich nun etwas Luft, mal über meinen Saisonstart zu berichten.

Bereits Anfang April gings los mit einem Webkurs und Werkeltreff bei uns zuhause. Wegen der neuen Arbeit hatte ich den Webkurs nicht mehr groß beworben, aber er fand dennoch statt und die Teilnehmerinnen freuten sich über die intensive Betreuung.

Am Folgetag war dann direkt wieder das Haus voll zum ersten Rhein-Main-Werkeltreff seit einigen Jahren. Erwartungsgemäß habe ich mal wieder mehr geklönt als gewerkelt, aber ich konnte immerhin ein wenig rumspinnen auf meiner Anna sowie probespinnen an einem Michi.

Dann stand die IRM in der Villa Borg ins Haus, an der wir bereits zum 6. Mal teilnahmen. Meine Auftragsbroschur wurde rechtzeitig fertig und auf der Restkette hatte ich ein schönes hochmittelalterliches Muster ausprobiert. Beides konnte ich gebührend auf der Messe präsentieren. Leider hatte ich es nicht mehr geschafft, mehr Sprangstücke zu fertigen, so dass ich auf der Messe mehr mit Brettchen webte und v.a. eigentlich dieses Mal wenig handwerkte. Die Messe selbst war wieder wunderbar und es war super, die vielen Leute wieder zu treffen und auch neue Leute kennen zu lernen. Meine Einkäufe hielten sich allerdings in Grenzen. Lediglich ein Kochbuch, zwei hallstattzeitliche Schalen sowie ein Fingerhut aus Knochen kamen mit nach Hause. Zwar hatte ich geliebäugelt mit Brokatstoffen von Sartor, aber so wirklich was Passendes für mich war dann doch nicht dabei. Und: Noch nie waren wir so froh über unsere Entscheidung für einen Stand im Innenraum. Das Wetter schwankte zwischen Sonnenschein und Schneeschauer und es war arg kalt und windig.

Das Wochenende darauf ging es gleich weiter. Am 1. Mai stand ganz traditionell Niedaltdorf im Kalender, bei dem ich wieder mit den Kindern webte. Wegen anhaltender Regenschauer in der Vorwoche war es eine regelrechte Schlammschlacht auf dem Boden, aber just an dem Sonntag schlug das Wetter um und wir hatten tagsüber wunderbaren Sonnenschein.

Richtig warm wurde es dann in Rheinbrohl. Bei „Die Kelten kommen“, mischten wir in der Römerwelt kräftig mit am 7. und 8. Mai. Auch hier gab es ein Wiedersehen und Kennenlernen mit vielen tollen Menschen, super Verpflegung und allerbestes Wetter. Aber über Hitze wollte ich nicht klagen – allemal besser als Schnee- und Regenschauer. Da an sehr vielen Ständen brettchengewebt wurde, hatte ich mich einem neuen Sprangnetz gewidmet und auch endlich mal den Kunkelstab beim Spinnen ausprobiert. Leider wurde das mal wieder nicht abgelichtet, aber hier mal eines der seltenen Keltenbilder von mir.

Keltenfrau
Keltenfrau – ausruhend auf Rechteckmantel

Werde ich jetzt politisch?

Nein. Nicht hier auf dem Blog. Das ist nicht die richtige Plattform dafür und wird es nach diesem Beitrag auch nicht mehr sein.

Die aktuelle Debatte über Flüchtlinge und die erschreckenden Dinge in der Silvesternacht heizen gerade die sozialen Netzwerke an, wo ich auch mit meiner Meinung nicht hinterm Berg halte. Wer meine Äußerungen auf Facebook und sonstwo liest und sieht, muss mit ihnen leben. Und ich muss damit leben, dass unter unserer Meinung ggf. das Geschäft leidet.
Hier werde ich mich künftig bedeckt halten, denn es geht hier um Handarbeiten – nach der Musik für mich die beste Art, Leute zusammen zu bringen und vielleicht auch eine Art der Völkerverständigung.
Nur soviel sei euch allen ans Herz gelegt: Prüft eure Quellen. Das ist nicht nur wichtig in der wissenschaftlichen Recherche, z.B. zu historischen Textilien, sondern auch bei solch aktuellen Ereignissen. Und das gilt nicht nur für lange Zeitungsartikel, sondern auch für die flotten kleinen Bildsprüche, die massig in Facebook geteilt werden. Bittebitte teilt nicht irgendeinen Spruch, nur weil er „jetzt grade passt“, sondern schaut auch mal, wer das Teil in die Welt gesetzt hat (eine Armlänge Abstand zum „Teilen“-Button). Könnt ihr euch auch mit anderen Dingen und Zielsetzungen des Urhebers identifizieren? Oder bekommt der Spruch auf einmal ein „Geschmäckle“?

Ich empfehle mal eine alte Schullektüre: https://de.wikipedia.org/wiki/Nathan_der_Weise Vielleicht nicht mehr zeitgemäß aber dennoch ein früher Appell an die Toleranz. Wie jemand als Person ist, hat erst einmal nichts mit Religion, Herkunft oder Rasse zu tun. Doch Fanatismus, Patriotismus und Rassismus reduzieren Leute und ihr Denken genau auf das und beschneiden uns der bunten Welt, die Gott (oder wahlweise: die Natur, die Götter, der Zufall, die Evolution etc…) für uns bereitet hat. Nicht jeder Mensch ist gut und keiner ist fehlerfrei. Aber Religion, Herkunft und Rasse sind keine Fehler. Sie sind da. Ich konnte mir meine braunen Augen so wenig aussuchen, wie andere ihre blauen.

So hier gehts zurück zu historischen Handarbeiten, anderswo sag ich mir „A*** hoch und Zähne auseinander“.