…oder: Das Erfassen der Garn-, Faser- und Stoffsucht.
Es gab mal Zeiten, da verfolgte ich mit Staunen und Unverständnis, wie passionierte StrickerInnen und SpinnerInnen mit ihren Wollbergen von mehreren Kilogramm kämpfen und sich selbst eine „Diät“ verordneten. Die Zeiten sind schon etwas her (liegen aber noch in diesem Jahrtausend!) und inzwischen kann ich bei „Bergen“ von drei Kilogramm nur müde lächeln. Und inzwischen verstehe ich die Leute von damals und ihre Not.
Neues Jahr, neue Projekte in der Ideenschlange. Und höchste Zeit, dass mir einen Überblick über meine Garnvorräte und auch anderer textiler Halbfabrikate verschaffe. Ich habe mit einer kleinen Inventur begonnen. Wo lagere ich was und wieviel davon? Und vor allem: Was soll daraus werden? Sicher ist bereits: Ich habe keinen Woll/Garn/Faser-Berg, sondern ein Gebirge…
Daher gehe ich nun Kiste für Kiste und Schrank für Schrank durch und entscheide, was verarbeitet wird und was zu neuen BesitzerInnen weiterziehen darf. Und ziehe an dieser Stelle auch ein Resümee über die vergangenen zwei Jahre, in denen ich DAS hier zwar vermisst, aber trotzdem sträflich vernachlässigt habe.
Trotz zwei Jahren Blogpause war ich nicht untätig und habe dafür gesorgt, dass der Vorratsberg nicht nur wächst, sondern auch auf der anderen Seite abgebaut wird. Nur leider ließ die Arbeit weniger Abbau zu als ich wollte. Und auch der Blog ruhte zugunsten mehr textiler Arbeit. Wer mich auf Facebook kennt, konnte sehen, was so entstanden ist, aber zu mehr als diesen Statusmeldungen hatte ich keine Zeit.
Ich kann stolz sagen, dass ich 2019 nur wenig neue Fasern gekauft habe – zum Einen kam ich auf nur wenige Veranstaltungen, auf denen sich dazu Gelegenheit bot, zum Anderen hielt ich mich eisern daran, erst was aufzubrauchen. Denn 2018 war in dieser Hinsicht etwas… äh… üppig.
2018 brachte noch schöne Garne, Fasern und auch Stoffe in unsere Wohnung. Von meiner Webkursreise nach Island im April (vielleicht reiche ich dazu noch einen Bericht nach…) brachte ich ein Lammvlies, fertige Garne und Kardenband von Uppspuni mit. Im Mai stockte ich durch die Vliese von einer kleinen Steinschafherde meinen Spinnfaservorrat erheblich auf. Im Zuge dessen fiel auch die Entscheidung, endlich eine Kardiermaschine zu kaufen. Seitdem drehe ich mit Rudy von Tom Walther alle Fasern durch, die sich noch bei mir tümmeln (und das ist eine Menge!). Letztlich machte es in Weberkreisen die Runde, dass die Garnveredelung Schmetz schließen würde und ihre Produktion einstelle. Also auch hier den Vorrat aufgestockt.
Nun haben wir 2020. Ich weiß eigentlich nicht, wohin besonders die vergangenen anderthalb Jahre hingeflossen sind. Sicher ist: Nicht in das, was ich eigentlich gerne gemacht hätte oder besser hätte tun sollen. Mein Leben habe ich inzwischen etwas umgekrempelt und will das auch weiter tun. Das betrifft auch den Vorratsberg. Ganz sicher werden neue Einkäufe den Vorratsberg ergänzen, aber diese sind geplant.
Ich bin kein Freund von guten Vorsätzen, aber das Gebirge muss bezwungen werden, damit ich mehr Freiraum für mich und mehr Platz im Schrank habe. Das Weben, Sprangen, Spinnen etc. und das Reenactment sind nach wie vor Hobbies und damit mir alles weiterhin Spaß macht, darf es nicht zur Last werden.