Es musste einfach sein nach so viel Sonnenschein in der Woche. Ich wollte färben. Mal wieder so richtig blau machen. Gedacht, Getan. Mein Männe war ein paar Tage unterwegs und ich hatte die Bahn frei fürs Färben.
Natürlich war dann am Freitag das Sonnenscheinwetter weg, aber ich hab das trotzdem gemacht. Fest eingeplant war Blau mit Indigo und dann vielleicht noch weiterfärben mit Reseda zu Grüntönen. Besonders die viele weiße Seide sollte bunt werden.
Dummerweise war nur der kleinste Teil meines Garnkontingents dieses Mal in fertigen Strängen und so war erst einmal Wickeln und Abbinden angesagt – für mich eine der lästigsten Dinge bei der ganzen Garnhantiererei.
Die Küpenbereitung – ganz „normal“ mit Dithionit – lief zunächst nach Plan. Die Stammküpe zog in ihrem Marmeladeglas vor sich hin und das Küpenbad erhitzte sich auf die gewünschten 55°C…. Oder auch nicht. Was ich erst feststellte, als die Stammküpe so gut wie im Wasser war. Der beheizbare Topf hatte nicht aufgeheizt. Stecker der Verlängerung gezogen. Topf vor eine niedrige Steckdose gezerrt. Getestet. Nichts… Ungefähr gefühlte 100 „Mistverdammt“ (oder schlimmeres…) später, verbunden mit einem Ausflug in den Keller, stand mein alter Einkochpott auf dem Herd, die Platte war an und ich schöpfte die Küpe vorsichtig rüber. Und in der Anleitung steht „möglichst keinen Sauerstoff in die Küpe bringen“. Aber was sollte ich tun? Zum Wegwerfen war ich zu geizig.
Ohne größere Temperaturkontrolle gings weiter – ich testete lediglich mit dem Finger, ob ichs im Bad aushalte und ein Teststrängchen hinein. Als dies erfolgreich verblaute, kam die erste Fuhre rein. Und so ging es erfreulicherweise weiter. Bei einigen Strängen vertiefte ich die Farbe durch mehrmaliges Eintauchen, so dass die geplanten Grüntöne (und auch ein Lila mit Cochenille) möglichst vielfältig werden würden.
Hier mein Ergebnis und auch die Erkenntnis, dass Indigo-Küpen in ihrer Zusammensetzung zwar Kontrolle brauchen, aber längst nicht solch empfindliche Gebilde sind, wie man denkt.
Indigofärbung auf Wolle und Seide
Das Tiefblau rechts außen war übrigens eine dicke Wolle mit langweiliger Farbe, die ich eigentlich nur aus Verlegenheit in den 2. Zug mit hineintat, weil noch Platz war. Sie nahm die Farbe am allerbesten auf und sieht nun einfach toll aus. Aber warum passiert das nicht mit dem Zeug, dem man die Farbe auch wünscht?
Bis auf dieses dicke Garn und einen Seidenstrang wird weitergefärbt mit Reseda und Cochenille. Das tat ich mir aber nun nicht mehr an wegen des kaputten Topfs. Der wird reklamiert und hoffentlich repariert. Wenn schon nicht die Küpe, braucht die Seide eine gewisse Kontrolle der Temperatur, um schön zu bleiben.