Ab jetzt wird gekämmt

Ganz spontan habe ich in der vergangenen Woche bei Maren  Wollkämme gekauft, die ihr Vater nach Fund gearbeitet hat. Ob meine zweireihigen auch nach Fund sind, muss ich ehrlich gesagt noch fragen, aber die Teile funktionieren wunderbar.

Wollkaemme
Frisch ausgepackt: Wollkämme von Maren und kleine Dreingaben

Ich habe mir erst noch einmal Kattuglas Video angeschaut und mich dann über die Fuchsschafwolle hergemacht, die in meinem Schrank ist und ein paar Bömmelchen probegekämmt. Faszinierend, wie viel Wolle auf der Strecke bleibt und wieviel Dreck beim Kämmen rauskommt.

Das fertig Gekämmte ergibt handliche kleine Portionen, die beim Spinnen mit der Handspindel ideal in der Hand liegen. Am Spinnrad sind diese aber schnell aufgebraucht.

Fünf neue Weberinnen

Gestern habe ich Webkurs gehalten und ich hatte fünf eifrige Schülerinnen. Bis auf eine Teilnehmerin waren alle komplette Neueinsteigerinnen. Einziger Wermutstropfen war das trübe Wetter, wo wir dann doch lieber in unserem Kursraum blieben statt es uns im Garten gemütlich zu machen.

Ich wünsche allen, dass sie den Einstieg in ein schönes neues Hobby gefunden haben und noch viele schöne Bänder weben werden.

WebkursOkt15
Hier das Band von Anette.

Webkurs-Vorbereitungen

Am kommenden Samstag, 10. Oktober, gebe ich bei uns zuhause wieder einen Brettchenwebkurs für Anfänger und natürlich fallen wieder alle notwendigen Vorbereitungsarbeiten an. Aber auch wenn das Binden der Anleitungshefte, Brettchenmachen und Garn-Vorrat-Überprüfen seine Zeit braucht, freue ich mich immer, neue Leute kennen zu lernen und ihnen das Weben näher zu bringen.

Ganz besonders dieses Mal ist, dass die Mehrheit der Teilnehmerinnen aus der Region kommt und auf der Gartenmesse Ende August auf meine Arbeiten aufmerksam wurde. Wer weiß, ob sich daraus nicht weitere Treffen ergeben?

Damit ich auch die Rahmen in Aktion präsentieren kann und für eine Fotosession für den neu gestalteten Brettchenwebershop meines Mannes, kommt auch noch ein neues einfaches Band auf den Rahmen.

Für den Nadelbinde-Kurs laufen die Vorbereitungen ebenfalls weiter – die Anleitung ist soweit fertig formuliert, aber die Vorführstücke müssen noch fertig werden. Nächstes Projekt: Handschuhe.

Tipps fürs Brettchenweben: Mit den Augen weben

Nicht nur stur zählen, sondern auch mal hinschauen, was man macht: Das ist beim Brettchenweben genauso wichtig wie bei anderen Handarbeiten und Handwerken. Aber dennoch erlebe ich bei den zahlreichen „Hilferufen“ von Brettchenwebern / Brettchenweberinnen, dass nur auf Patrone und das Zählvermögen (oder bei komplexen Sachen: dem Webbrief) vertraut wird und dadurch einige Muster misslingen. Komischerweise habe ich noch nicht erlebt bzw. davon gehört, dass ein Schreiner nach dem Anzeichnen einer Schnittstelle und dem Zurechtlegen des Holzes  unter der Kreissäge dann beim Sägen wegschaut, weil schließlich alles richtig vorbereitet ist. Auch wenn beim Weben keine Gefahr für Leib und Leben droht, gehen doch viele – und leider nicht nur Anfänger – beim Weben so vor: Der Einzug stimmt, man zählt bis 4 und es wird nix. Mein Credo lautet daher auch „Mit den Augen weben“.

Augeneinsatz dient nicht nur der Überprüfung, ob das gewünschte Muster nun in den Brettchen ist, sondern ist der erste Schritt zum eigenen kreativen Mustergestalten und – für diejenigen, die Muster aus alten Zeiten weben möchten – der Musterrekonstruktion nach Foto.

Aber wie webt man nun „mit den Augen“? Am besten geht das natürlich während des Webens – also einfach mal mit dem Muster üben, was grad auf den Brettern ist – später dann weitertrainieren.

  1. Übung – Patrone verfolgen:
    Wer noch zu den „Zählern“ gehört, schaut nun bei jeder Drehung, was mit dem Muster passiert. Ich gehe jetzt davon aus, dass die „Zähler“ meist noch mit einfachen Mustern arbeiten und jeden Schuss alle Brettchen in die gleiche Richtung drehen. Schaut, an welchen Teil der Patrone ihr bei welcher Drehung kommt. Was passiert? Öffnet oder schließt sich vielleicht eine Raute? Erscheint ein Punkt oder eine Reihe einer Farbe? Und nun erst einmal bewusst immer in die gleiche Richtung drehen, auch wenn das eigentliche Muster einem 4-4-Rhythmus folgt. Ab wann beginnt das Muster von vorne? Stimmt das Muster mit der Patrone überein oder muss noch etwas gerichtet werden? Webt bewusst mal viele Schüsse in eine Richtung, um Start- und Endpunkt der Patrone auszumachen und prägt euch die Optik der Stellen ein, an denen gewendet werden müsste. Hierbei könnten sich auch schon Ideen für Muster in anderen Drehrhythmen ergeben.
  2. Notwendigkeit – Patrone überprüfen:
    Durch das „In-eine-Richtung-drehen“ aus Punkt 1 können Fehler im Einzug oder der Brettchenstellung erkannt werden. Diese Überprüfung sollte vor JEDEM Weben gemacht werden! Reserviert euch ein Stück Kette fürs Muster-Finden und stürzt nicht direkt in das Muster. Denn stimmt hier etwas nicht, wird der Rest auch nichts. Damit schaue ich jetzt mal bewusst in die Richtung derer, die den laufenden Hund und seine Varianten sowie das Birka-Flechtband-Rezept weben. Opfert lieber 20 Zentimeter Kette anstatt euch mit zwei Metern Verlegenheits-Alternativmuster rumzuquälen, das ihr  gar nicht wolltet (ja, diese Muster können „auch schön“ sein, aber Hand aufs Herz: Ihr wolltet doch eigentlich nicht meterweise teures Garn für irgendwas vergeuden, oder?).
  3. Übung – neue Muster finden:
    Am besten geht diese Übung mit einem zweifarbigen Einzug für Diagonale – entweder als 2-2- oder 3-1-Einzug in einem Pfeilmuster (Beispiel s.u.). Im Musterteil sind 8-12 Brettchen, am Rand jeweils 1-2 Brettchen (bitte nicht auf den Rand verzichten – die paar Brettchen werten das Band auf!). Erst einmal in eine Richtung drehen, wie bei Punkt 2 gelernt. Stimmt alles? Dann solltet ihr Pfeile mit glatten Linien vor euch haben. Nun ist Spielen angesagt. Probiert regelmäßige und unregelmäßige Rhythmen aus. Im Grunde ist neben dem Pfeilmuster noch ein Rautenmuster („O“) möglich. Genug gespielt? Dann fortsetzen mit Plan: Setzt verschiedene Rauten zusammen, indem ihr z.B. eine Raute mit Punkt in der Mitte und eine ohne Punkt nebeneinandersetzt. Dabei mit den Augen schauen, wann sich die Drehrichtung ändern muss. Oder macht immer Pfeile zwischen die Rauten, so dass ein X und ein O entstehen. Auch „Fische“ sind möglich. Ich gebe hier bewusst keine Vorlage an – findet es mit den Augen (und Nachdenken) heraus.
  4. Fakultativ – Brettchengruppen:
    Wer mutig ist, kann nun weiter probieren mit dem Muster. Es gibt zahlreiche Vorlagen für „ägyptische Diagonale“ mit 2-2-Einzug. Hier gibt es erstmals Webbriefe, welche die Drehrichtung für verschiedene Brettchengruppen definieren. Hat man den richtigen Startpunkt, kann man problemlos das Muster nachweben. Und den Startpunkt findet man mit…..? Jawoll! Den Augen! Hinschauen wird hier immer wichtiger, nicht nur für den richtigen Start, sondern auch um 1. nach einer Webpause wieder ins Muster zu finden, 2. Fehler rechtzeitig zu bemerken und 3. zu wissen, wo und wodrin der Fehler lag. Da dies hier zu lang werden würde, werde ich der Fehlersuche einen eigenen Beitrag widmen.
Webpatrone
Beispielpatrone für Übung 3 – S und Z steht für den Einzug.

Spätsaison-Shopping für die Stoffkiste

Am vergangenen Wochenende war wieder mal der Ebernburger Mittelaltermarkt. Obwohl weit entfernt von jeglicher historischer Korrektheit ist ein Besuch dort für mich Pflicht und auch Genuss. Die schönen Gassen, die Schänken, eine bunte Mischung von Verkaufsständen und vor allem das wirklich vielfältige Musik- und Unterhaltungsprogramm sind immer wieder schön. Für mich war es einer der ersten Märkte, die ich je besucht habe und für mich läutet er seit jeher den Herbst ein. Ich trinke dort meistens meinen ersten Federweißen der Saison, quatsche mit lieben Leuten, die ich nur dort treffe und genieße mit meinem Mann einfach den Tag.

Und weil danach nicht mehr wirklich viele Märkte stattfinden und wir auch kaum mehr zu Terminen ausrücken, ists die letzte Gelegenheit, noch das ein oder andere einzukaufen. Nun ist das Angebot, wie schon gesagt, bunt gemischt und der ernsthafte Reenactor wird eventuell nicht ganz befriedigt, aber an einigen Stellen wird man schon fündig.

Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ein Stoffkauf in diesem Jahr tabu ist. Aber bei der Tuchweberei Widmann waren doch zu viele Schätze dabei. Also gabs zwei Rautenköper-Stoffe für unsere Sammlung. Diese werden nun erst einmal gewaschen und dann… Ja dann. In die Stoffkiste? Es wäre nicht unser erster Ebernburg-Stoffkauf, der nach Waschen, intensivem Streicheln, Liebkosen und immer wieder Anschauen  und dann mit weiterer Überlegung, was denn nun daraus wird, erst einmal in der Kiste geparkt wird. Nein. Ich habe mir fest vorgenommen, dass diese Stoffe noch vor Jahresende zwei vorzeigbare Kleidungsstücke werden fürs historische Hobby. Das Nähen ist soweit auch nicht das Problem, sondern das Zerschneiden des schönen Stoffs und immer noch die Angst vor Fehlern. Aber egal: In der Kiste ist genug Stoff zum Üben.

Stoffe_Ebernburg