Welche Farben dürfen es denn heute sein? Nicht nur das Material, sondern auch die Farben können die Wirkung eines Brettchengewebes bestimmen. Oft ist es die Abstimmung der Farben, die ein gewöhnliches Band zu einem außergewöhnlichen machen.
Wenn bei mir ein neues Webprojekt ins Haus steht, ists fast wie beim Auswählen des richtigen Outfits aus dem randvollen Kleiderschrank: Es besteht reichlich Auswahl aus Farben und Materialien und obwohl oder vielleicht weil ich aus dem Vollen schöpfen kann, dauert es seine Zeit, bis das Richtige gefunden ist. Meine Garnvorräte sind gut gefüllt mit Garnen aus Seide, Wolle, Leinen, Baumwolle und sogar einigen Kunstfasern. Und fast jedes Material ist in zahlreichen Farben vorhanden.
Welche Farbkombination wie wirkt, ist ein Bestandteil zahlreicher Webbücher zum Tuchweben. Hier können durch die engen Verkreuzungen und die Sichtbarkeit von Kette und Schuss (außer bei Rips), an sich harmonische Farben eine ganz andere – unerwünschte – Wirkung haben. Für das Brettchenweben gelten diese Regeln nur bedingt, da hier der Schuss im Allgemeinen nicht sichtbar ist (Ausnahmen: Gewebe mit ausgelassenem Einzug und natürlich Brokat). Farben, die sich beim Tuchweben verflechten, erscheinen hier klar getrennt. Dennoch gibts auch hier einige Tipps, wie man unerwünschte Effekte vermeiden kann. Einige beruhen auf Erfahrung, andere Tipps sind aus Büchern. Denn auch ich habe neben vielen „Wow“-Bändern auch etliche „nur“ hübsche Bänder gewebt. Sie gefallen, aber irgendwie… so mit einer anderen Farbe… Oder das Muster kommt nicht so raus, wie man es gerne gewollt hätte, weil die Farben zu ähnlich sind. Andersherum war die Farbe, die für sich einfach nur *wurks* war, genau die richtige in der Kombination mit anderen Farben.
Grundsätzlich ist natürlich jede Farbe erlaubt und es sollte nicht vergessen werden, dass die Geschmäcker verschieden sind – manche mögen es etwas schriller, manche eher natürlich, andere wollen einen Hauch von Glamour und wieder andere bevorzugen die schlichte Eleganz. Doch alle wollen das Eine: Dass das Band gefällt, auch denen, deren Geschmäcker vielleicht woanders liegen.
Farbtipp 1 – Kontraste
Schöne Farben, schönes Muster, aber: Wo IST das Muster? Da hat man extra seine Lieblingsfarben verarbeitet und dann sieht keiner, der weiter als drei Meter weg ist, wozu man sich die Mühe gemacht hat. Daher: Arbeitet eine Kontrastfarbe ein. Diese muss gar nicht so viel anders sein, aber sich deutlich von den Farben absetzen, die man bereits hat.
Besonders die Liebhaber der dunklen Farben und derer des Pastellspektrums müssen hier aufhorchen. So merken die Dunkelbunten auf einmal, dass die total tolle Kombi von schwarz und dunkelviolett und marineblau vielleicht toll aussieht, wenn man sie als Stoff für ein Kleid mit großen Farbflächen verwendet, aber irgendwie sieht man jetzt dieses Wellenmuster auf dem Band so gar nicht… Oder das zartblau macht ein wunderschönes Spiel mit dem hellgelb, doch auch dieses Wellenmuster sieht man nicht.
Farbtipp 2 – Eindrehen und sehen
Wer sich nicht sicher ist, ob die Farben zueinander passen oder ausreichend kontrastieren, nimmt die Fäden und verzwirbelt sie. Das gibt einen ersten Anhaltspunkt darüber, ob die Farben harmonieren oder der gewünschte Effekt gut rauskommt. Im Falle des Brettchenwebens bedeutet das, dass so viele Fäden miteinander verdreht werden, wie die verwendete Anzahl von Löchern. Im Standard sind das vier Fäden. Nimm die Farben, die in dem Brettchen vorkommen und verdrehe sie zwischen den Fingern. Nichts anderes wird später beim Weben passieren. Das kann man natürlich Brettchen für Brettchen durchspielen, aber für einen ersten Eindruck genügt es auch, alle vorgesehenen Farben mal zusammen zu drehen.
Farbtipp 3 – Inspiration
Grandiose Farbenspiele in der Natur oder auf Bildern – seien es Wolken, die vor einem Sonnenuntergang daherziehen oder farbenprächtige Kostüme. Dass diese uns so beeindrucken, liegt unter anderem auch an den Farben. Merkt euch, welche Farben verwendet werden, welche davon sind die Hauptfarben, welche setzen nur Akzente. So ist es möglich, schöne Eindrücke auch in Gewebe zu bannen.